Unternehmen in der Energiekrise: Verbrauch senken, Unabhängigkeit steigern
Die Energieverbräuche sollen so schnell wie möglich sinken – auch im Sinne des Klimaschutzes. In Deutschland verbrauchen Unternehmen rund 44 Prozent der erzeugten Endenergie. Damit tragen sie eine große Verantwortung, haben angesichts steigender Kosten und der unklaren Versorgungslage beim Gas auch ein großes Eigeninteresse daran, die Effizienz zu steigern und erneuerbare Energien einzusetzen. Als gemeinnützige Klimaschutzagentur bietet energiekonsens Unternehmen im Land Bremen erste Informationen und Beratung an.
Bremen, 1. August 2022. Von kostenlos bis geringinvestiv - es gibt eine ganze Reihe von Maßnahmen, mit denen Unternehmen schnell Verbräuche senken können. Auch mit größeren Investitionen sollten sich Firmen beschäftigen, um sich zukunftssicher aufzustellen und neben der Bilanz den Energiemarkt und vor allem das Klima zu entlasten. Eine fundierte und unabhängige Beratung sollte dabei stets am Anfang stehen.
Erneuerbare Energien nutzen
Erneuerbare Energien machen unabhängig von fossilen Rohstoffen und sind ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz. Die Bundesregierung will ihren Ausbau forcieren, doch auch Unternehmen haben Möglichkeiten, vor Ort die Energie aus der Umwelt zu nutzen.
Die Technologie ist langjährig erprobt und hoch profitabel: Für viele Unternehmen lohnt es sich, per Photovoltaik Strom zu erzeugen und diesen selbst zu verbrauchen. Die Anlagen finden auf Dachflächen, Gebäudefassaden und Freiflächen Platz. Der erste und wichtigste Schritt ist eine fachkundige und unabhängige Beratung, wie die energievisite:solar von energiekonsens. Dabei helfen Expert*innen den Betrieben dabei, Anbieter*innen zu finden, die Anlage richtig zu dimensionieren und Fördermittel zu beantragen. Das Solarkataster Bremen gibt einen ersten Überblick über geeignete Flächen und das Vorgehen.
Bei Sonnenenergie denken viele zunächst an Photovoltaikanlagen, doch Unternehmen können mit der Kraft der Sonne per Solarthermie auch Wasser erhitzen und Prozesswärme gewinnen, vor allem im moderaten Temperaturbereich von unter 100 Grad, zum Beispiel für Trocknungs- und Reinigungsprozesse. Brauchen Betriebe höhere Temperaturen, kommen leistungsfähigere Vakuumröhrenkollektoren zum Einsatz. Da Firmen vor allem tagsüber Bedarf dafür haben, fallen Wärmeerzeugung und -Nutzung zeitlich zusammen, was den Einsatz von Solarthermie gut planbar macht.
Erneuerbar heizen und optimieren
Wärmepumpe, Holzpelletheizung, Blockheizkraftwerk – um zu klären, welches Heizsystem das Beste für einen Betrieb ist, um kosteneffizient und klimafreundlich zu heizen, sollten Unternehmer*innen auf unabhängige Expertise setzen. Für eine erste Orientierung bietet energiekonsens die kostenlose energievisite:heizung an, eine Analyse des Heizungssystems und der damit zusammenhängenden Energieverbräuche, auf deren Basis Unternehmen Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz erhalten oder Empfehlungen für ein neues Heizsystem.
Die Wärmepumpe gilt dabei als Hoffnungsträger der Wärme- und Klimawende. Denn sie heizt nicht durch Verbrennung eines Energieträgers unter Ausstoß von CO₂, sondern durch Umweltwärme.
Entscheidend für den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe ist die korrekte Einstellung. Eine unsachgemäße Bedienung kann den Stromverbrauch in die Höhe treiben. Häufig werden Heizungsanlagen zu groß dimensioniert, arbeiten ineffizient und strecken so die Amortisationszeit unnötig in die Länge. Grundsätzlich ist auch bei der Wärmeerzeugung ein gründliches und kontinuierliches Monitoring wichtig, um Einsparpotenziale zu heben. Eine gute Dämmung der Gebäudehülle vermeidet hohe Wärmeverluste.
Mit einfachen Maßnahmen Wärmeverluste vermeiden
Auch kurzfristig gibt es einiges zu tun. So können Unternehmen die Heiztemperatur reduzieren, die Heizkörper frei räumen, falls diese zugestellt sind, und einen hydraulischen Abgleich durchführen lassen. Die Mitarbeitenden sollten ein paar Mal am Tag bei heruntergedrehter Heizung eine Stoßlüftung durchführen, und nicht dauerhaft die Fenster auf Kipp stellen. Die richtige Abdichtung von Fenstern und Türen mit elastischen Dichtungsbändern, Dichtprofilen und Bürstendichtungen ist ebenfalls kostengünstig, schnell umsetzbar und spart Heizenergie.
Viel Wärme geht zudem durch nackte Heizungsrohre, Flanschen und Armaturen verloren. Das lässt sich mit Dämmmaterialien aus dem Fachhandel schnell und ohne hohe Kosten beheben. Dient die Heizungsanlage auch der Warmwasserbereitung, gibt es auch hier Einsparpotenziale, unter anderem durch den Einsatz sparsamer Armaturen. Werden nur kleinere Mengen warmen Wassers gebraucht, kann es Sinn machen, elektronische Durchlauferhitzer zu nutzen. Diese vermeiden Speicherverluste, indem sie nur so viel Wasser erwärmen, wie benötigt wird.
Viele Maschinen und technische Anlagen, wie Motoren, Produktions-, Druckluft-, Kühl- und Klimaanlagen, produzieren Abwärme – die sollte nicht ungenutzt bleiben. Über Wärmetauscher kann sie zum Heizen und Bereitstellen von Warmwasser und Prozesswärme dienen und sogar ins Wärmenetz eingespeist werden. Kann ein Betrieb seine Abwärme nicht selbst nutzen, gibt es möglicherweise in der Nachbarschaft Abnehmer*innen und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.
Zusammenarbeiten und Mitarbeitende mitnehmen
Die Mitarbeitenden beim Klimaschutz und Energiesparen einzubinden, ist für den Erfolg von Maßnahmen essentiell. Im Arbeitsalltag gibt es dafür unzählige Möglichkeiten und meist weiß die Belegschaft am besten, wo Einsparpotentiale schlummern und wie diese gehoben werden können. Dieses Wissen sollte unbedingt genutzt werden, indem Kolleg*innen aus verschiedenen Abteilungen zusammenkommen und gemeinsam praxisnahe Ideen entwickeln.
Maßnahmen, die fast überall schnell umzusetzen sind, sind Hinweise zum Ausschalten des Computerbildschirms, auch bei kurzen Pausen, der Einsatz von Steckerleisten, um Standby-Verbräuche zu vermeiden, sowie Aufkleber, die daran erinnern, das Licht zu löschen. Hier rechnet sich auch der Wechsel auf LED-Beleuchtung innerhalb kurzer Zeit, für den Fördermittel zur Verfügung stehen.
Klimaschutz hört nicht automatisch an den eigenen Betriebsgrenzen auf. So können Unternehmen gemeinsam eine PV-Anlage nutzen oder zusammen einen Fuhrpark mit Elektroautos aufbauen, um Fahrzeuge und Emissionen einzusparen. Das Projekt „Kooperation CO₂“ von energiekonsens hilft, diese Synergieeffekte zu heben.
Energieverbräuche kennen
Um systematisch und langfristig deutliche Kostenersparnisse zu erzielen ist eines unabdingbar: messen, messen, messen. Denn nur Betriebe, die stets ihre aktuellen Verbräuche kennen, wissen, an welchen Stellen, welche Maßnahmen sinnvoll sind.
Große Unternehmen sind ohnehin dazu verpflichtet, doch auch für kleine und mittlere (KMU) macht ein Energieaudit Sinn, um Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduzierung der Energiekosten zu identifizieren, zum Beispiel gemäß der Norm DIN EN ISO 50001. Darauf aufbauend kann ein Umwelt- oder Energiemanagementsystem die Effizienzsteigerungen dauerhaft im Unternehmen verankern und durch kontinuierliche Überprüfung immer weiter verbessern, vor allem in der Industrie. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Internetseite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).
Fördergelder nutzen
Hohe Kosten für energieeffiziente Maschinen oder die Gebäudesanierung können gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten abschrecken. Darum unterstützen der Bund und das Land Bremen viele Investitionen mit attraktiven Fördermitteln. Eine umfassende und aktuelle Übersicht dazu bietet energiekonsens mit einem einfach zu bedienenden Tool auf der Internetseite der Klimaschutzagentur an. Von Umweltmanagementsystemen über Mobilität und Beleuchtung bis zu energetischer Sanierung: Die Filterfunktion umfasst 27 Fördergegenstände und enthält zu jedem Programm es eine prägnante Erklärung sowie den Link und die Kontaktdaten der zuständigen Stellen.