Hand hält Smartphone mit mobiler Landkarte, Hafenbecken von Bremerhaven im Hintergrund
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Employer Branding, Kostenersparnis und Umweltschutz – immer mehr Unternehmen setzen auf Mobilitätsbudgets statt Dienstwagen. Die Mitarbeitenden profititieren von mehr Flexibilität und das Klima von geringeren CO₂-Emissionen.

Mit einem Mobilitätsbudget beschreiten immer mehr Unternehmen den Weg vom Dienstwagen-Standard hin zu mehr Flexibilität. Dabei erhalten die Mitarbeitenden die Möglichkeit, das Verkehrsmittel auszuwählen, das ihnen am besten gefällt und am besten für ihre Mobilitätsanforderungen geeignet ist – ob Fahrrad, Bus, Bahn oder Pkw. „Das Mobilitätsbudget ist das Angebot an Mitarbeitende, dienstlich oder privat veranlasste Reisen mit alternativen Verkehrsmitteln abzudecken, und das sollte im Idealfall schneller und einfacher als mit dem Dienstwagen funktionieren“, so Mobilitätsexpertin Julia Maulhardt.

Das Budget, das den Mitarbeitenden zur Verfügung steht, kann verschiedenes enthalten: Einen Geldbetrag, eine Menge an Streckenkilometern oder CO₂ in Kilogramm. Mit welchen Transportmitteln, die Belegschaft ihr Budget aufbraucht, entscheidet sie selbst. Es so wenig wie möglich anzutasten und Mobilität zu reduzieren oder gar zu vermeiden, ist für Maulhardt allerdings die beste Lösung.

Mobilitätsbudget kann Gesundheit fördern

Sind Fahrten aber notwendig, sei es wichtig, dass Unternehmen gute Alternativen zum Pkw bereithalten, wie Jobräder, ÖPNV-Angebote, Carsharing und Ladeinfrastruktur. „Theoretisch können Firmen auch hochwertige Schuhe sponsern, um das Zu-Fuß-Gehen zu fördern“, so Maulhardt. Das hätte genau wie Fahrrad fahren zudem einen positiven gesundheitlichen Effekt auf Mitarbeitende, die viel am Schreibtisch sitzen.

In der Regel beinhalte das Mobilitätsbudget einen zentralen Baustein, wie eine Bahncard oder ein Firmenrad, der um weitere Transportmittel ergänzt wird, beispielsweise Carsharing oder Taxi, um ans Ziel zu kommen. Der Mobilitätsmix erhöhe den Planungsaufwand, ein*e Travelmanager*in oder eine App könnten hier unterstützen.

Da das Thema Mobilität jedes Unternehmen betrifft, bietet sich die Gelegenheit, durch Zusammenarbeit Aufwand und Kosten zu sparen. So hat energiekonsens im Rahmen des Projekts „Kooperation CO₂“ Betriebe zusammengebracht und mittels Analysen durch Expert*innen Synergiepotenziale aufgedeckt. Das können geteilte Fuhrparks, eine gemeinsam genutzte E-Ladesäule oder Mitfahrgelegenheiten sein. „Man muss Mobilität nicht nur für sich denken, sondern auch für den Nachbarn“, meint Maulhardt.

Höhere Attraktivität als Arbeitgeber

Auch Matthias Bartsch sieht im Konzept des Mobilitätsbudgets viele Vorteile. Er betreut bei DB Connect das Mobilitätsbudget Bonvoyo und sagt: „Das Thema gewinnt immer mehr an Prominenz und ist ein gutes Instrument, um Mitarbeitendenmobilität nachhaltiger und kostengünstiger zu gestalten.“ Neben dem Klimaschutzaspekt sieht Bartsch auch einen weiteren Vorteil für Unternehmen: „Im ,War for talents' kann das Mobilitätsbudget zur Arbeitgeberattraktivität beitragen.“ Denn zum einen wächst bei potenziellen Beschäftigten das Interesse am Klimaschutz, und zum anderen passt das Konzept besser zur „New Work“, einer flexibleren Forme der Arbeitsgestaltung.

Bei der Einführung eines Mobilitätsbudgets gelte es aber, mit Fingerspitzengefühl vorzugehen. „Man muss die Mitarbeitenden in diesem Prozess mitnehmen. Hier kann eine interne Befragung helfen, um Bedürfnisse und Wünsche abzuklopfen“, so Bartsch. „Den Kolleg*innen vor das Schienenbein zu treten, indem man ihnen einfach plötzlich das Auto wegnimmt, ist keine gute Idee.“ Stelle man der Belegschaft aber Alternativen zur Verfügung, schaffe dies einen Anreiz, um generell über Mobilität nachzudenken. „Es ist wichtig, strukturiert und schrittweise an das Thema heranzugehen.“ Dann würden Unternehmen, Mitarbeitende und das Klima profitieren.

Über das Projekt

Kooperation CO₂ ist Teil des Projekts "Bremer Unternehmen sparen CO₂", gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Investition in Bremens Zukunft sowie aus Mitteln der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Projektträger ist energiekonsens, die gemeinnützige Klimaschutzagentur für Bremen und Bremerhaven. Kooperationspartner sind die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) und die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS).