Marcel Johannsen
© energiekonsens

Ohne das Handwerk läuft fast nichts im Klimaschutz. Doch die Betriebe selbst haben oft nur wenig Kapazitäten, um ihre eigenen Energieverbräuche und CO₂-Emissionen unter die Lupe zu nehmen. Das Projekt „Klimaschutz ist Handwerk“ der gemeinnützigen Klimaschutzagentur energiekonsens soll das ändern und bietet mit der „energievisite:handwerk“ ein maßgeschneidertes Beratungsformat an. Projektmanager Marcel Johannsen erklärt das Konzept.

Was ist das Ziel des Projekts „Klimaschutz ist Handwerk“?

Das Projekt richtet sich an Handwerksbetriebe im Land Bremen, denen wir die Möglichkeit geben möchten, ihre Energieeffizienzpotenziale aufzuspüren und zu erkennen, wie sie sich in dem Bereich erfolgreich aufstellen können. Wir haben gemerkt, dass kleine Unternehmen in Sachen Unterstützung oft zu kurz kommen; dabei haben gerade diese im Tagesgeschäft wenig Platz und Zeit, sich im eigenen Betrieb um das Thema Klimaschutz zu kümmern. Darum möchten wir auch gerade kleinen Handwerksbetrieben zeigen, in welchen Bereichen sie relativ einfach mehr Energieeffizienz und damit Kosteneinsparungen erreichen können, und ihnen dafür konkrete Maßnahmenempfehlungen an die Hand geben.

Was für eine Rolle spielt das Handwerk beim Klimaschutz?

Handwerksbetriebe spielen eine sehr große Rolle. Nur durch das Handwerk ist Klimaschutz in vielen Bereichen überhaupt möglich. Wir brauchen immer Menschen, die unsere Projekte und Maßnahmen, wie energetische Sanierungen, die Installation von Solaranlagen und den Einbau von klimafreundlichen Heizungen umsetzen.

Was sind besondere Herausforderungen für Klimaschutz im Handwerk?

Die Vielfalt des Handwerks ist eine Herausforderung. Da gibt es diverse Gewerke, von der Fahrzeugmontage über Friseur*innen bis zu Dachdecker*innen, und jedes hat eigene Ansatzpunkte auf das Thema Klimaschutz, abhängig von der Arbeitsweise, der Größe, den Materialien, Maschinen und Werkzeugen. Manche Unternehmen haben keinen Fuhrpark, sondern nur Energieverbrauch im Ladengeschäft oder Büro. Andere wiederum haben eine große Lagerhalle oder Themen wie Druckluft und Heizung spielen eine Rolle. Es gibt große Unterschiedliche hinsichtlich der Komplexität der Themenfelder, sodass allgemeine Empfehlungen nur ganz bedingt weiterhelfen und wir jeden Betrieb in seiner Einzigartigkeit betrachten wollen.

Was erwartet die Betriebe bei der Teilnahme?

Wir haben das bei uns bestehende erfolgreiche Beratungsformat „energievisite“ genommen und speziell für Handwerksbetriebe ganz neu entwickelt. Bei der „energievisite:handwerk“ kommen unabhängige energietechnische Berater*innen in die Betriebe, die Erfahrung mit dem Handwerk mitbringen und darum genau wissen, worauf es ankommt. Sie gehen relevante Energieverbraucher durch, schauen die Betriebsabläufe an und nehmen die Energieverbräuche und Energiebedarfe unter die Lupe, um zu sehen: Was sind die Einsparmöglichkeiten, die mit dem geringsten Aufwand den größten Nutzen haben? Für jedes Themenfeld geben sie dann eine Einschätzung ab und leiten geringinvestive Maßnahmen ab, die schnell in die Umsetzung gehen können. Die Betriebe können dann so informiert direkt loslegen, wobei es aber keine Umsetzungsverpflichtung gibt.
In einem zweiten Schritt bekommen die Unternehmen, die eine „energievisite:handwerk“ erhalten haben, die Möglichkeit, am „Energieeffizienz Stammtisch" teilzunehmen. Bei diesen Treffen geht es um die gegenseitige Unterstützung bei der Umsetzung sowie den Erfahrungsaustausch. Außerdem gibt es fachlichen Input von Expert*innen zu Themen, die die Betriebe beschäftigen, und vielleicht ergeben sich dabei auch Möglichkeiten, um Maßnahmen gemeinsam umzusetzen.

Müssen die Unternehmen sich auf die Teilnahme vorbereiten?

Nein, eine Vorbereitung ist nicht nötig. Es geht ja gerade darum, die Hürden möglichst niedrig zu halten und Betrieben Impulse zu geben, die bislang keine Kapazitäten hatten, ihre Energieeffizienz in den Blick zu nehmen. Gut wäre, wenn man seine aktuellen Energieverbräuche kennt, vielleicht auch die der letzten zwei oder drei Jahre.

Wie zeitaufwändig ist die Teilnahme an „Klimaschutz ist Handwerk“?

Wir wissen, dass kleine Betriebe wenig Personal haben und keine Mitarbeitenden einen halben Tag abstellen können. Teilweise gibt es ja überhaupt nur zwei oder drei Leute im Unternehmen, und die Bücher sind voll. Da kann man das Personal nicht einen halben Tag binden. Es gibt darum so gut wie keinen Vorbereitungsaufwand und der Besuch des Energieberaters beschränkt sich auf einige Stunden im Betrieb.
Wie gesagt, wollen wir die Hemmschwelle und den zeitlichen Aufwand so niedrig wie möglich halten. Das gilt auch für die Umsetzung. Man muss ja nicht sofort klimaneutral werden, sondern erstmal klimafreundlicher, und wenn die Analyse der Maßnahmen zeigt, wie mit den Emissionen auch die Energiekosten sinken, motiviert das hoffentlich zu noch mehr Einsatz. Für die nächsten Schritte haben wir bei energiekonsens weitere kostenlose Beratungsangebote, wie energievisiten zu verschiedenen Querschnittstechnologien wie Heizung, Beleuchtung, Druckluft, Kälte oder Mobilität. Niemand muss Klimaschutz alleine stemmen.

Anmeldung zur energievisite:handwerk

Mehr Energieeffizienz für Bremer Unternehmen

„Klimaschutz ist Handwerk“ ist Teil des Projekts „Mehr Energieeffizienz für Bremer Unternehmen", gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Investition in Bremens Zukunft sowie aus Mitteln der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft. Projektträgerin ist energiekonsens, die gemeinnützige Klimaschutzagentur für Bremen und Bremerhaven. Als Kooperationspartner unterstützen die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH sowie die Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven das Projekt.

© energiekonsens

Wenn Sie Interesse an einer energievisite:handwerk haben oder weitere Informationen zu Angeboten für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz benötigen, melden Sie sich gerne bei Marcel Johannsen per Email an unternehmen@energiekonsens.de oder unter 0421/37 66 71-74.