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Etliche Maßnahmen für mehr Energieeffizienz haben die acht Unternehmen an unserem Effizienztisch „energiekonsens Kompakt“ in den vergangenen Jahren bereits umgesetzt, um den Klimaschutz im Land Bremen voranzubringen. Die aktuelle energiewirtschaftliche und politische Situation verschärft nun den Handlungsdruck. Was die Firmen auch kurzfristig und ohne große Kosten unternehmen können, um ihre Verbräuche zu senken, war Thema des letzten Netzwerktreffens bei Azul Kaffee.

Es sind wahre Wortungetüme und Beamtendeutsch in Hochform: Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung (EnSikuMaV) und Mittelfristenenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung (EnSimiMaV). Beide regeln Maßnahmen zur Energieeinsparung im Gebäudebereich, doch während Erstere bereits am 14. September in Kraft getreten ist und einen Zeithorizont von sechs Monaten hat, soll Letztere ab dem 1. Oktober für zwei Jahre gelten. Damit reagiert die Bundesregierung auf die angespannte Versorgungslage von Erdgas als Konsequenz des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.

„Die EnSikuMaV schreibt unter anderem vor, dass Unternehmen beleuchtete Werbeschilder nur in der Zeit zwischen 22 und 16 Uhr anschalten dürfen“, erläuterte Silke Strüber, Moderatorin des Netzwerktreffens. Ausnahmen gibt es allerdings für Beleuchtungen, die der Verkehrssicherheit dienen. Für den Einzelhandel interessant ist zudem, dass Ladentüren nicht dauerhaft geöffnet bleiben dürfen, wenn durch sie Wärme entweicht.

Umsetzungspflicht wirtschaftlicher Maßnahmen

Noch relevanter für viele Unternehmen ist wohl die EnSimiMaV. Sie sieht – sofern der Entwurf verabschiedet wird – vor, dass es eine Pflicht zur Überprüfung und Optimierung der Heizung gibt und Energieeffizienzmaßnahmen, die in Audits und Energie- und Umweltmanagementsystemen als „wirtschaftlich durchführbar“ bewertet wurden, umgesetzt werden. „Diese Maßnahmen sind innerhalb von 18 Monaten umzusetzen“, heißt es im Entwurf zur Verordnung. Um eine gute Basis für Energieeffizienzmaßnahmen zu schaffen, ist die Erhebung der Verbräuche entscheidend. Bei Azul Kaffee passiert das bereits: „Wir haben jede Menge Zähler in unsere Maschinen und Anlagen eingebaut und pflegen die Daten in eine Datenbank ein“, berichtete Jens Samtleben von Azul.

Auf Notfallstufe vorbereiten

Freiwillig sind hingegen die Maßnahmen, die die Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerke (IEEKN) Unternehmen empfiehlt. „Aus den Erfahrungen mit den Effizienztischen hat die IEEKN eine Liste extrahiert, die viele Schritte enthält, die innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten die Energieverbräuche senken“, so Bernd Langer von energiekonsens. „Dazu gehören unter anderem Anpassungen in betrieblichen Abläufen, Wege zur Einbindung von Mitarbeitenden und gering-investive Maßnahmen mit Kosten unter 1.000 Euro.“

Trotz aller Energiespar-Bemühungen und steigender Füllstände von Gas-Speichern sollten sich Unternehmen zur Sicherheit für den Fall vorbereiten, dass sie weniger oder möglicher zeitweise kein Gas erhalten, empfiehlt Langer. Diese Situation könnte bei der Notfallstufe des „Notfallplans Gas Deutschland“ auftreten. „Wie die Lage im Winter sein wird, ist jetzt nicht abzusehen. Darum sollten Unternehmen schauen, welche Prozesse sie am ehesten drosseln oder stoppen können und welche rechtlichen Konsequenzen zum Beispiel aus nicht erfüllbaren Lieferverträgen ergeben.“

Erste Schritte könnten sein, Zeitpläne zu erstellen, Zuständigkeiten zu klären und Informationen zu beschaffen. Es sollte zudem geklärt werden, wie Energie am Standort verteilt wird, um die Betriebssicherheit und Gefahrenabwehr zu gewährleisten. Und wie sieht es mit Liefer- und Abnahmegarantien aus? Können Verträge angepasst oder nachverhandelt werden? Die Beantwortung vieler dieser Fragen geht nicht von heute auf morgen, sodass Unternehmen frühzeitig damit anfangen sollten.

Netzwerkformat endet

Mit dem Treffen bei Azul Kaffee endet der Effizienztisch „energiekonsens Kompakt“ nach rund zweieinhalb Jahren. Während dieses Zeitraums haben die Unternehmen, begleitet von Energietechnischen Berater*innen, etliche Maßnahmen zur Reduzierung ihrer Energieverbräuche umgesetzt. „Natürlich hat die Corona-Pandemie das Projekt nicht unberührt gelassen“, so Langer. „Darum wir sind den Unternehmen dankbar, dass sie sich trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten für den Klimaschutz engagieren und die aktuelle Krise zeigt wieder einmal, dass Energieeffizienz aus vielen Gründen wichtig für die Zukunft von Firmen ist.“

Über den Effizienztisch „energiekonsens Klassik“

Der Effizienztisch "energiekonsens Klassik" ist Teil des Projekts „Bremer Unternehmen sparen CO₂“, gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Investition in Bremens Zukunft sowie aus Mitteln der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Projektträger ist energiekonsens, die gemeinnützige Klimaschutzagentur für Bremen und Bremerhaven. Kooperationspartner sind die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) und die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS).