Die klimaneutrale Stadt unter der Stadt

Rüdiger Meß hansewasser
© energiekonsens

Bundesweit sind die Stadtentwässerungen für durchschnittlich fast 20 Prozent des Stromverbrauchs aller kommunalen Einrichtungen verantwortlich. Das liegt insbesondere an dem hohen Energieverbrauch der kommunalen Kläranlagen. Seit zehn Jahren hat sich hanseWasser den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben, seit fünf Jahren ist das Bremer Abwasserentsorgungsunternehmen klimaneutral und hat eine Klimaschutzkultur etabliert, die alle Bereiche leben.

Läuft es rund, ist den meisten Menschen die Stadt unter der Stadt verborgen. Dabei ist ihr Wegenetz mit 2.300 Kilometern so lang wie die Strecke von Bremen nach Palermo und sie ist essentiell für Hygiene und Gesundheit: die Bremer Kanalisation, durch die jährlich rund 50 Millionen Kubikmeter Abwasser ihrer Aufbereitung entgegenfließen.

Damit das klappt, ist viel Energie nötig: Mehrere Hundert kraftvolle Pumpen heben das Abwasser, damit es mit dem Gefälle in Richtung Kläranlage abfließen kann. Große Gebläse sorgen für die Durchlüftung der Klärbecken, in denen Milliarden Bakterien ihre Arbeit verrichten. Sie entfernen organische Abwasserinhaltsstoffe und die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor. Über 70 Prozent des Stromverbrauchs von hanseWasser entfallen auf diese Vorgänge. Doch das Unternehmen schafft es mittlerweile, einen Großteil des Energiebedarfs selbst zu decken.

hanseWasser seit 2015 klimaneutral

„Bei der Vergärung von Klärschlamm entsteht Klärgas, mit dem unser Blockheizkraftwerk Strom und Wärme erzeugt. Manchmal sogar mehr, als wir benötigen“, erläutert Rüdiger Meß, Energiemanager bei hanseWasser. „Aber auch mit vielen kleineren Maßnahmen haben wir es geschafft, seit 2015 klimaneutral zu sein.“ Dazu gehören unter anderem die Erzeugung von Photovoltaik- und Windstrom, die Nutzung von Elektroautos und die Einbindung der rund 400 Mitarbeiter.

„Wir haben von unseren Kolleg*innen Vorschläge gesammelt, wie wir noch nachhaltiger werden können und außerdem Klimaschutzbotschafter eingeführt“, so Meß. „Es ging uns darum, eine Klimaschutzkultur zu etablieren, die auch die Identifikation mit dem Unternehmen stärkt. Gerade jungen Leuten ist das wichtig, wie wir in Bewerbungsgesprächen immer wieder merken.“ Für den Energiemanager geht es nicht nur um Nachwuchsgewinnung und eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit durch mehr Effizienz, sondern auch um die Unterstützung der Klimaschutzziele der Stadt Bremen.

Austausch wichtig für mehr Klimaschutz

Weil für Meß der Austausch ein so wichtiges Element im Klimaschutz ist, nimmt er für hanseWasser an unserem Effizienztisch „energiekonsens Kommunal“ teil. Dort haben auch die Botanika, der Großmarkt Bremen für M3B, Radio Bremen/Bremedia, das Stadttheater Bremerhaven, das Theater Bremen, der Umweltbetrieb Bremen und die Werkstatt Bremen Platz genommen. „Das Netzwerk ist optimal, um Kontakte zu anderen Unternehmen zu knüpfen und Erfahrungen zu teilen“, findet Energiemanager Meß.

Das Projekt "Bremer Unternehmen sparen CO₂" wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Investition in Bremens Zukunft. Projektträger ist energiekonsens, die gemeinnützige Klimaschutzagentur für Bremen und Bremerhaven. Kooperationspartner sind die Wirtschaftsföderung Bremen (WFB) und die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS).

Projektzeitraum:

März 2019 – März 2023

Weiterführende Links:

www.erfre-bremen.de