Photovoltaik Pixabay
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Immer mehr Hotels produzieren ihren eigenen Strom mit Photovoltaik-Anlagen und auch etliche Teilnehmende unseres Effizienztischs „energiekonsens Hotellerie“ setzen auf die Sonne zur Energieerzeugung. Das siebte Treffen des Netzwerks hat gezeigt, warum diese Technologie so sinnvoll ist und wie Hotels mit konsequenten und kreativen Maßnahmen ihre CO₂-Bilanz weiter verbessern können.

Nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit bezeichnet PV-Expertin Siecke Martin vom BUND Bremen die Installation von Photovoltaik-Anlagen. „Jedes geeignete Dach sollte eingebunden werden“, so Martin. „Die Sonne schickt mehr Energie als wir brauchen und die Technologie, sie uns zunutze zu machen ist sicher, günstig, erprobt und außerdem gut für das Image.“

Ein paar Dinge gibt es allerdings zu bedenken. „Generell gilt: Je höher der Strombedarf, desto mehr Eigenverbrauch, desto besser die Rentabilität“, erläuterte Martin. Denn die Vergütung für PV-Strom sinkt seit Jahren und die Einspeisung ins öffentliche Stromnetz lohnt oft nicht mehr. Allerdings geht die Expertin davon aus, dass der Strombedarf in Hotels wie auch in anderen Unternehmen künftig steigen wird, sodass es zu weniger Überschüssen kommt. Dafür sorgen unter anderem E-Mobilität, Heizen mittels Wärmepumpen und fortschreitende Digitalisierung.

PV-Anlagen mögen Sonne aber keine Hitze

Außerdem sei es wichtig, dass die PV-Anlagen mindestens 20 Jahre laufen, etwaige Sanierungen des Daches also mitgedacht werden. Bei einer ersten Einschätzung, ob eine Fläche geeignet ist, um Sonnenstrom zu ernten, hilft das Solarkataster Bremen. Sowohl Schräg-, als auch Flachdächer seien grundsätzlich geeignet, wobei Schatten möglichst vermieden werden sollte.

„Drei Viertel des Ertrages entsteht im Sommerhalbjahr, wobei der Ertrag in Bremerhaven etwas höher ist als in Bremen, was auch mit der Reflektion durch das Meer zu tun hat.“ Auch die Kombination mit einem Gründach ist möglich, das nicht nur die Artenvielfalt fördert, sondern auch die PV-Anlage kühlt, was einen besseren Ertrag bringt. „PV-Anlagen lieben viel Sonne, mögen aber nicht so gern große Hitze“, so Martin.

Weniger CO₂ durch PV, Wasserkraft und Bio-Methan

Dass neben der Unabhängigkeit von den Strommärkten noch viele weitere Gründe für die Nutzung einer PV-Anlage im Hotel sprechen, hat Andreas Eggensberger schon vor vielen Jahren erkannt. „Rund 61 Prozent unseres Stroms stammen aus der Eigenproduktion, davon wiederum 31 Prozent von unseren Solaranlagen, der Rest aus Wasserkraft und einem Blockheizkraftwerk, das unter anderem mit Bio-Methan aus Lebensmittelabfällen betrieben wird und mittlerweile günstiger ist, als Erdgas.“ Jetzt sind zwar alle Dachflächen belegt, doch das hält den Besitzer des „Biohotels Eggensberger“ in Füssen nicht auf. „Wir sprechen mit Landwirten über die Nutzung von Häusern, Scheunen und Ställen für Photovoltaik, um einen Stromhandel aufzubauen.“

Während laut DEHOGA 4-Sterne-Hotels rund 21 Kilogramm CO₂-Äquivalente (CO₂e ) pro Nacht und Gast verursachen, sind es bei Eggensberger nur etwa 4,7 Kilogramm. Und die gleicht das Hotel sogar dreifach aus, kompensiert also 15 Kilogramm CO₂e. Darüber hinaus bietet Eggensberger seinen Gästen an, die CO₂-Emissionen ihrer Anreise auszugleichen.

„Warum sollte man nicht Energie sparen?“

„Wir versuchen außerdem Anreize zu schaffen, damit unsere Gäste mit der Bahn zu uns kommen“, berichtet der Hotelier. So bietet das Hotel E-Autos und E-Bikes an und stellt den Zugfahrenden einen Tag einen Stromer gratis zur Verfügung. Erste Versuche mit Elektroautos habe es schon vor rund 15 Jahren gegeben – die seien bei den Gästen aber gar nicht gut angekommen. Mit dem Image von E-Autos habe sich das mittlerweile deutlich verändert, sodass das Hotel 12 Ladepunkte installiert hat, wobei die Emissionen aus der Fahrzeugproduktion genauso kompensiert werden, wie die aus der Produktion der Ladestationen, Speicher und PV-Anlagen.

Auch die Mobilität der Mitarbeitenden nimmt das Biohotel in den Blick. „Wir analysieren unsere Jahreskilometer und stellen sie je nach Verkehrsart in CO₂-Äquivalenten dar.“ Mitarbeitende, die weiter als 25 Kilometer entfernt wohnen, können ein Elektroauto nutzen, wer noch mehr Strecke zurücklegen muss, bekommt eine von 26 Mitarbeitenden-Wohnungen angeboten.

Eggensbergers Aktivitäten zahlen sich nicht nur für das Klima aus, sondern helfen auch bei einer Baustelle, die vielen Hoteliers zu schaffen macht: dem Rrecruiting. „Unsere ,Verrücktheiten‘ beim Thema Energie bescheren uns deutlich mehr Bewerber*innen, weil es mittlerweile cool ist, CO₂-bewusst zu arbeiten.“ Das sei ein schöner Nebeneffekt, aber die Grundfrage, die Eggensberger umtreibt, lautet schlicht: „Warum sollte man nicht Energie sparen?“

Über das Projekt

Das Projekt „Bremer Unternehmen sparen CO₂“wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Investition in Bremens Zukunft. Projektträger ist energiekonsens, die gemeinnützige Klimaschutzagentur für Bremen und Bremerhaven. Kooperationspartner des Projekts sind die BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH und die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH.