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Beim jüngsten Treffen des Energieeffizienztischs Zero der Klimaschutzagentur energiekonsens am 20. August 2024 drehte sich alles um Klimabilanzierungstools und deren Rolle bei der Erreichung von Klimazielen.

Botanika Bremen: Inspirierender Schauplatz als Gastgeber

Für jedes der drei jährlichen Treffen übernimmt ein anderes Unternehmen die Rolle des Gastgebers, was erfahrungsgemäß zu einem dynamischen Austausch von Erfahrungen und Best Practices führt. Die Motivation der teilnehmenden Unternehmen war vergangene Woche besonders spürbar. „Noch nie war ein Energieeffizienztisch so gut besucht,“ hieß es von Projektleiter Bernd Langer. Dies zeige, wie hoch das Engagement und das Interesse der Unternehmen an Klimaschutz und Effizienzmaßnahmen sei.

Die botanika als Veranstaltungsort bot nicht nur einen inspirierenden Schauplatz, sondern beeindruckte auch mit technischer Raffinesse, wie sich bei den Führungen durch die Anlagen zeigte. Peter Asendorf als technischer Leiter der Einrichtung gab Einblicke in die technischen Anlagen der botanika, darunter das eigene Blockheizkraftwerk, die enormen Regenwasserspeicher, die auch ganze Teile des Rhododendronparks mitversorgen und die Photovoltaikanlage. Während einer zweiten Führung lag der Fokus auf den botanischen Anlagen, insbesondere der Beleuchtung, Beschattung und Temperaturregelung im Gewächshaus. Eindrücklich schilderten die Mitarbeitenden die besonderen Herausforderungen eines tropischen Gewächshauses dieser Größe und wie sie diesen möglichst nachhaltig begegnen.

Klimabilanzierungstools: Vom E-Tool bis ACERT

Zentrales Thema des Treffens war die Anwendung von Klimabilanzierungstools, die den Unternehmen helfen sollen, ihre CO₂-Emissionen systematisch zu erfassen und zu reduzieren. Die Unternehmen berichteten von ihren Erfahrungen mit verschiedenen Tools und deren Einsatzmöglichkeiten. Das ursprünglich fürs Handwerk entwickelte E-Tool, das den Standard für Effizienztischformate setzt, wurde von mehreren Betrieben erfolgreich angewandt. Bernd Langer von energiekonsens gab für diejenigen, die das Tool noch nicht eingesetzt hatten, eine Einführung und erläuterte weitere hilfreiche Funktionen. Darüber hinaus wurden das ebenfalls frei zugängliche ecocockpit und der CO₂-Kulturrechner als Beispiele genannt.

Die Bilanzierungsansätze sind oft individuelle: Dies wurde besonders deutlich bei der Präsentation des Flughafens Bremen. Jörg Rußelmann, dortiger Stabsstellenleiter für Energie, erläuterte, dass der Flughafen seine CO₂-Bilanz zwar mithilfe des E-Tools erfasst, jedoch auch das speziell für Flughäfen entwickelte ACERT-Tool verwendet. „Man muss bei den Tools ganz genau hinschauen, was man da eingibt. Wenn man ganz einfache Werte hat, geht das gut,“ betonte Rußelmann. Viele Teilnehmende betonten, dass es entscheidend sei, die richtigen Eingabewerte zu nutzen, um eine aussagekräftige Bilanz zu erstellen. Die Tools bieten zwar eine gute Grundlage, jedoch sind die Ergebnisse immer nur so gut wie die eingegebenen Daten. Dies erfordert präzise Arbeit und ein tiefes Verständnis der eigenen Emissionsquellen.

Komplexität und Herausforderungen bei der Bilanzierung

Rege Diskussionen während der Veranstaltung zeigten, dass die Klimabilanzierung nicht ohne Herausforderungen bleibt. Ein zentraler Diskussionspunkt war, wie beispielsweise Vermietungen in die eigene Bilanz einbezogen werden sollten. Die Frage, wer für die Emissionen von Veranstaltungen verantwortlich ist – der Veranstalter oder der Vermieter – wurde intensiv diskutiert. Auch Unternehmen wie M3B oder die BIS Bremerhaven, die häufig Veranstaltungsräume vermieten, sahen sich mit dieser Frage konfrontiert und berichteten von der Schwierigkeit, die Verantwortung für Emissionen klar zuzuordnen.

Diese Komplexität erstreckt sich auch auf andere Bereiche der Bilanzierung des sogenannten Scope 3. Während die direkten Emissionen (Scope 1) und die durch den Energieverbrauch entstehenden Emissionen (Scope 2) relativ gut zu erfassen sind, stellen die indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette (Scope 3) eine deutlich größere Herausforderung dar. Dr. Mathias Grabs von der senatorischen Behörde für Umwelt und Klimaschutz betonte, dass die bisherigen Berichte der Unternehmen „noch sehr heterogen“ seien und die vollständige Berichterstattung, einschließlich Scope 3, für den 30. Juni 2025 erwartet wird. „Wir nähern uns gemeinsam einer vollständigen Berichterstattung,“ so Grabs, der für die Unternehmen vor Ort als Ansprechpartner fungierte.

Transparenz und tatsächliche Emissionsreduktion

Ein wichtiger Aspekt, der in den Diskussionen immer wieder hervorgehoben wurde, war die Bedeutung echter Emissionsreduktion und Transparenz. Es gehe nicht darum, die Bilanz z.B. durch den Bezug von Ökostrom künstlich zu verbessern, sondern um tatsächliche Maßnahmen, die zu einer Reduzierung der CO₂-Emissionen führen. Dieses gemeinsame Ziel eint alle Teilnehmer des Energieeffizienztischs und zeugt von authentischer Motivation. Trotz der teils schwierigen Themen war der Ton durchweg positiv und unterstützend, geprägt von Offenheit, konstruktivem Austausch und dem gemeinsamen Ziel, den Klimaschutz in Bremen aktiv voranzutreiben.

Ein Format, das Wirkung zeigt

Das nächste Treffen des Energieeffizienztischs Zero wird im November stattfinden. Dann werden die Unternehmen ihr konkretes Einsparziel festlegen und sich intensiver mit den Anforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten von Scope 3 beschäftigen. Bis dahin bleibt die Aufgabe, die bisherigen Erkenntnisse weiter zu vertiefen und die Klimaschutzbemühungen kontinuierlich zu steigern.

Zum Energieeffizienztisch Zero: Das Netzwerkformat umfasst zwölf Bremer Unternehmen mit kommunaler Beteiligung, die ihre Klimaschutz- und Effizienzmaßnahmen regelmäßig miteinander austauschen und weiterentwickeln. Zu den Teilnehmenden zählen: Theater Bremen GmbH, Umweltbetriebe Bremen, M3B GmbH, Stadthalle Bremerhaven Veranstaltungs- und Messe GmbH, Glocke Veranstaltungs-GmbH, Radio Bremen/ BREMEDIA PRODUCTION GmbH, Übersee-Museum Bremen, Bremer Weser-Stadion GmbH, Fischereihafen-Betriebsgesellschaft mbH, Flughafen Bremen GmbH, botanika GmbH, BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH.

Mehr Energieeffizienz für Bremer und Bremerhavener Unternehmen

Die „Energieeffizienztische“ sind Teil des Projekts „Mehr Energieeffizienz für Bremer Unternehmen“, gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Investition in Bremens Zukunft sowie aus Mitteln der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft. Projektträger ist energiekonsens, die gemeinnützige Klimaschutzagentur für Bremen und Bremerhaven.

Kooperationspartner sind die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) und die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS) sowie die Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven.

Interesse?

Der erste Energieeffizienztisch ist offiziell gestartet - insgesamt drei weitere sind innerhalb der nächsten zwei Jahre geplant. Noch sind dafür nicht alle Plätze vergeben. Interessierte Unternehmen melden sich gerne direkt bei Projektleiter Bernd Langer.