Innovatives Forschungsvorhaben für eine klimaneutrale Wärmeversorgung bewilligt
Wie kann eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Quartieren gelingen, die künftig nicht an Fernwärmeleitungen angeschlossen werden und für die eine Einzelversorgung mit Wärmepumpen aufgrund der engen Bebauung keine attraktive Lösung darstellen? Hier setzt das Konzept eines „kalten Nahwärme-Netzes“ an, bei dem Nachbarschaften gemeinschaftlich Erdwärme aus Bohrungen nutzen. Am heutigen Freitag (09.02.2024) haben die Klimaschutzagentur energiekonsens und die Hochschule Bremen (HSB) den Förderbescheid für ihr wegweisendes Projekt "Urbane Anergienetze als Instrument der Wärmewende in Bremen" erhalten. Das bewilligte Projekt sieht vor, das Potenzial einer klimaneutralen Wärmeversorgung durch "kalte Nahwärmenetze" in dicht bebauten Stadtgebieten zu untersuchen. Die Überreichung erfolgte im Klima Bau Zentrum durch Alexander Bonde, den Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Das gemeinsame Forschungsprojekt von energiekonsens und HSB soll in den kommenden zwei Jahren die Rahmenbedingungen für solche Wärmenetze prüfen, die Herausforderungen für bürgerschaftliche Initiativen bei der Entwicklung von Anergienetzen untersuchen sowie die Potenziale für die Übertragbarkeit des Handlungsansatzes auf unterschiedliche Quartiere analysieren. "Die Nutzung von Erdwärme aus Bohrungen im öffentlichen Raum stellt eine nachhaltige Energiequelle dar, insbesondere in städtischen Gebieten mit begrenztem Platzangebot", betont Martin Grocholl, Geschäftsführer der Klimaschutzagentur energiekonsens. „Der Gebäudesektor ist einer der größten CO₂-Emittenten und steht vor enormen Herausforderungen. Die Schaffung effizienter, klimaschonender und für Bürger finanziell stemmbarer Lösungen ist hier essenziell.“
Auf Seiten der Hochschule Bremen ist Prof. Dr. Winfried Osthorst als Wissenschaftler beteiligt. „Mir ist wichtig, dass das Projekt einen unmittelbaren Nutzen für den Klimaschutz in Bremen hat und die Probleme bearbeitet, die die Klimaschutzstrategie des Landes lösen will“, sagt er.
Im Dialog mit kommunalen Akteur*innen und Bürgerinitiativen
Der prozessorientierte Ansatz des Projekts zielt auf einen engen Dialog mit lokalen Akteur*innen im Bereich Wärmewende ab – sowohl auf kommunaler Ebene als auch mit der Zivilgesellschaft. Prof. Dr. Winfried Osthorst: „Schon jetzt gibt es eine Vielzahl an bürgerschaftlichen Initiativen in Bremen, die ein kaltes Nahwärmenetz aufbauen wollen. Dieses Projekt soll wichtige Fragen klären, insbesondere mit Blick auf bau- und versorgungsrechtliche Herausforderungen, entstehende Kosten für Hauseigentümer*innen und den Abwicklungsprozess.“
Einzelne Arbeitsschritte umfassen die Förderung der öffentlichen Diskussion, die Analyse von Erfahrungen im Wärmesektor, die empirische Untersuchung von Motivlagen der Anwohnenden in den Projektgebieten sowie die Entwicklung von Informations- und Beratungsangeboten.
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde unterstrich die Bedeutung des Projekts: „Mit diesem Projekt wird eine bedeutsame strategische Lücke in der Umsetzung der Wärmewende in städtischen Gebieten angegangen. Die Ergebnisse sollen nicht nur die Wärmewende in Bremen voranbringen, sondern auch als Modell für andere Städte dienen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.“
Offizieller Start des Projektes ist zum 1. Juni 2024. Die Laufzeit beträgt zwei Jahre. Die DBU fördert das Projekt mit knapp 169.000 Euro.