Publikum von hinten, vorne steht Referentin Alina Fischbeck für einer Leinwand mit Präsentation
© energiekonsens
energiekonsens-Projektleiterin Alina Fischbeck erläutert den Umfang eines energetischen Quartierskonzeptes und wie Bürger*innen aus Katrepel davon profitieren können.

Für eine Siedlung in Katrepel im Bremer Stadtteil Borgfeld erstellt die gemeinnützige Klimaschutzagentur energiekonsens ein energetisches Quartierskonzept. Dafür untersuchen Expert*innen in den kommenden Monaten Energie-Einsparpotenziale im Quartier und entwickeln ein Konzept für mögliche Sanierungsmaßnahmen und Wärmeversorgungsvarianten. Die Menschen vor Ort werden dabei über den gesamten Projektzeitraum eng eingebunden. An der offiziellen Auftaktveranstaltung am Dienstag (16.05.2023) haben bereits gut 45 interessierte Anwohner*innen teilgenommen und sich mit ihren Fragen und Abgabe von Fragebögen zum energetischen Standard des eigenen Hauses beteiligt. Das Quartierskonzept wird von der KfW und der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau gefördert.

Wie lassen sich Gebäude in Katrepel effizient dämmen? Welche Wärmeversorgung ist sowohl klimafreundlich als wirtschaftlich für die Häuser in der Nachbarschaft? Käme eine gemeinschaftliche Heizungsanlage infrage? Diese und viele weiteren Themen stehen im Fokus des energetischen Konzepts für Katrepel. In den Bereichen Gebäude und Wärmeversorgung lassen sich nicht nur besonders viele Treibhausgasemissionen einsparen – viele Hauseigentümer*innen beschäftigen sich aktuell aufgrund gestiegener Energiepreise und angekündigter Gesetzesänderungen sehr akut mit Fragen zu diesen Themen. Dabei macht es Sinn, das Quartier ganzheitlich zu betrachten, Synergien zu nutzen und gemeinschaftliche Lösungen einzubeziehen. „Mit dem Projekt können wir konkrete Schritte auf dem Weg zu klimafreundlichen Quartieren aufzeigen“, berichtet Projektleiterin Alina Fischbeck von der gemeinnützigen Klimaschutzagentur energiekonsens. „Damit wollen wir nicht nur den Menschen in Borgfeld eine zusätzliche Entscheidungshilfe bei der Sanierung ihrer Häuser und beim Umstieg auf erneuerbare Energien bieten, sondern erhoffen uns eine Übertragbarkeit der Ergebnisse auf weitere Stadtgebiete.“

Konzept zeigt Sanierungsoptionen für Katrepler Gebäude auf

Mit der Erstellung des Konzepts beauftragt sind die Beteiligungsbüro FRANK Ecozwei aus Hamburg und die Energieberater von IPP ESN aus Kiel, die ihre Planungen und nächsten Schritte während der Auftaktveranstaltung vorstellten. Bis Ende des Jahres wollen die Büros gemeinsam mit energiekonsens Fragen hinsichtlich der Klimaschutzpotenziale im Gebäudebereich und der Energieversorgung analysieren und den Hauseigentümer*innen sowie der Stadt Bremen einen detaillierten Katalog mit Handlungsoptionen vorlegen unter Berücksichtigung von Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und vorhandenen Fördermitteln. „Das Spannende an Borgfeld-Katrepel ist die homogene Gebäudestruktur mit den quartierstypischen Siedlungshäusern“, sagt Noah Schöning von FRANK Ecozwei. Im Rahmen des Quartierskonzepts werden anhand von Musterberatungen für drei unterschiedliche Gebäudetypen konkrete Sanierungsmaßnahmen erarbeitet. „Maßnahmenvorschläge im Bereich Gebäudesanierung kommen so besonders vielen Menschen in, aber auch außerhalb des Quartiers zu Gute.“

Mit welchen Maßnahmen sich Bestandsbauten energetisch sanieren lassen, stellte FRANK Ecozwei während der Sitzung vor. Vor allem über verbesserte Dämmung (beispielsweise im Dach, der Kellerdecke oder einer Kerndämmung der Hohlräume im zweischaligen Mauerwerk) ließe sich viel Energie einsparen, aber auch effiziente Heizungssysteme spielten hier eine entscheidende Rolle. „Etwa 80 Prozent des Energieverbrauchs im Haus geht auf Kosten der Heizung und Warmwasseraufbereitung. Da im Quartier noch viele ältere fossile Heizungsanlagen vorhanden sind, liegt hier ein großer Hebel für den Klimaschutz“, so Schöning.

Diskussion zu gemeinschaftlicher Wärmeversorgung

Am offiziellen Auftakt nahmen rund 45 interessierte Anwohner*innen aus Katrepel teil und kamen mit den Projektbeteiligten ins Gespräch. Die anschließende Diskussion war geprägt von einem hohen Interesse an gemeinschaftlichen Wärmenetzen. Ob solch eine Wärmeversorgung für die Gebäude in Katrepel aus wirtschaftlicher Perspektive überhaupt lohnenswert sei, wurde während der Diskussion aufgrund der großen Grundstücke infrage gestellt, da jeder Meter Leitung in einem Nahwärmenetz mit hohen Kosten verbunden ist. „Wir werden uns unterschiedliche Szenarien, sowohl für Wärmenetze als auch individuelle Heizungssysteme anschauen und durchrechnen“, bestätigte Thomas Lutz-Kulawik vom Ingenieursbüro IPP ESN. „Aktuell wollen wir noch keine Technik ausschließen, sondern verlässliche Zahlen zu verschiedenen regenerativen Varianten liefern, mit denen die Hauseigentümer*innen in Katrepel am Ende selber über ihre bevorzugte Heizungsanlage entscheiden können.“

Umfassendes Informationsangebot bis Ende des Jahres

In den kommenden Wochen sind weitere Informationsveranstaltungen für die Bewohner*innen zu den Themen energetische Sanierung, Wärmeversorgungsmöglichkeiten und Mobilität geplant. Zudem können bestehende Angebote und Veranstaltungen der Klimaschutzagentur energiekonsens zu den Themen energetische Sanierung, Heizen und Photovoltaik in Anspruch genommen werden. Im Rahmen des Projekts werden außerdem die Themen Mobilität und Klimaanpassung untersucht. „Durch das Quartierskonzept wollen wir zusammen mit den Borgfelder*innen Ideen entwickeln, wie wir Katrepel klimafit für die Zukunft aufstellen können“, erläutert Alina Fischbeck. Die Angebote im Rahmen des energetischen Quartierskonzepts sind freiwillig und kostenfrei. „Die Ergebnisse des Quartierskonzepts verpflichten zu nichts, sie sind eine zusätzliche Hilfestellung für Hauseigentümer*innen, die ihr Haus klimafreundlich umrüsten wollen oder müssen“, erläutert Alina Fischbeck. Unter energiekonsens.de/katrepel informiert energiekonsens über aktuelle Termine, Zwischenergebnisse sowie häufige Fragen.