Auto steht auf Parkplatz, daneben zwei lehre Parkflächen mit der Aufschrift
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Es scheint paradox: Während die Effizienz von Verbrenner-Fahrzeugen sowie die Absatzzahlen von E-Autos steigt, bleiben die CO₂-Emissionen im Verkehrssektor hoch. Damit Deutschland seine Klimaziele erreicht, muss im Bereich Mobilität also noch viel passieren – auch Unternehmen sind dabei gefragt. Eine Möglichkeit, wie sie klimafreundlicher unterwegs sein können, ist Corporate Carsharing.

Durch bessere Motoren und Kraftstoffe sind Verbrenner-Fahrzeuge heute im Durchschnitt klima- und umweltfreundlicher als noch vor einigen Jahren. Weil aber mehr Pkw und Lkw über deutsche Straßen rollen und weil damit weitere Strecken zurückgelegt werden, sind die CO₂-Emissionen absolut gestiegen. Für eine klimafreundliche Zukunft gehört daher auch das Mobilitätsverhalten auf den Prüfstand. Und das betrifft Privatpersonen genauso wie Unternehmen, meint Mobilitätsexperte Michael Schramek.

„Rechnerisch müssten wir unsere jährlichen Pro-Kopf-Emissionen in rund sieben Jahren von neun auf zwei Tonnen drücken“, so Schramek. „Bleibt der Anteil der Mobilität an unseren Emissionen bei rund 25 Prozent, bedeutet das, dass wir 500 Kilogramm pro Kopf emittieren können – damit komme ich mit einem richtig sparsamen Verbrenner etwa 5.000 Kilometer weit.“ Dabei sind die Emissionen, die bei der Herstellung des Fahrzeugs entstehen, noch nicht einmal eingerechnet. So frisst die Produktion eines Diesel-Pkw das jährliche CO₂-Budget für Mobilität für mehrere Jahre auf. Schramek: „Streng genommen müsste man das Auto kaufen, es zwölf Jahre in die Garage stellen und streicheln und dürfte es erst dann nutzen. Klingt vielleicht absurd, ist aber das, was uns eigentlich durchs Klima auferlegt wird.“

Mehr Emissionen durch Kaltes-Buffet-Effekt

Schramek ist Mitbegründer und geschäftsführender Gesellschafter des Mobilitätsberatungsunternehmens EcoLibro, das Unternehmen zeigt, wie sie nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch günstiger unterwegs sind. Ein Weg dahin: Corporate Carsharing. Denn wenn sich mehrere Personen ein Auto teilen, teilen sich die produktionsbedingten Emissionen auf mehrere Köpfe auf - und es führt zu einem anderen Verhalten. „Wenn das eigene Fahrzeug jederzeit verfügbar vor der Tür steht, nutze ich es auch. Das sorgt wie das kalte Buffet dafür, dass ich über Maß konsumiere.“

Kaum ein Nutzer verwende das Sharing-Auto für jeden seiner Wege, sondern wandle sich binnen kurzer Zeit zu einem Mix-Nutzer, der nicht nur mit dem Auto, sondern sich auch zu Fuß, mit dem Lastenrad und dem ÖPNV fortbewegt. Das erhöht die klimaverträgliche Reichweite im Schnitt von 5.000 auf 25.000 Kilometer, also mehr als um die halbe Welt.

Carsharing bringt Kostenersparnis für Unternehmen

Außerdem könne ein Carsharing-Fahrzeug im urbanen Raum bis zu 20 Autos – und damit Parkplätze - ersetzen, was angesichts immer weiter verdichteter Städte für Entlastung sorgt. Die Nutzenden haben durch eine größere Auswahl an Fahrzeugklassen zudem eine höhere Flexibilität. Der für viele Unternehmen gewichtigste Vorteil ist die Kostenersparnis, wenn sie von einem eigenen Fuhrpark auf Carsharing wechseln, da Anschaffungs-, Unterhaltungs- und Personalkosten wegfallen. Per Carsharing bekomme jede*r Mitarbeitende zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Fahrzeug und bezahlt wird auch automatisch, weil die Software genau weiß, wer wann für wie viel Kilometer welches Fahrzeug genutzt.

Auch in Zusammenarbeit mit benachbarten Unternehmen hat Carsharing große Vorteile, meint Schramek. „Je mehr Firmen sich beteiligen, desto höher die Auslastung und desto größer die Stückzahl, um besser Spitzen abzufangen.“ Vor allem für Gewerbegebiete sei diese Option interessant. Entweder bauen die Betriebe einen eigenen Sharing-Fuhrpark auf, oder sie nehmen einen Dienstleister mit ins Boot.

Klimaschutz durch Kooperation

Gerade in Städten mit begrenztem Raum, könne Corporate Carsharing mehrere Probleme auf einmal lösen und zu einer Entlastung des Verkehrs beitragen. „Unser Projekt „Kooperation CO₂“ setzt genau bei diesen Synergiepotenzialen an und bringt benachbarte Unternehmen im Sinne des Klimaschutzes noch näher zusammen“, so Marcel Johanssen von der gemeinnützigen Klimaschutzagentur energiekonsens. „In Bremen gibt es bereits Unternehmen, die sich mit der Zusammenlegung ihrer Fuhrparks und der gleichzeitigen Elektrifizierung auseinandergesetzt haben und es besteht noch großes Potenzial.“ Berechnungen in zwei benachbarten Unternehmen haben ergeben, dass der Bedarf mit der der Hälfte der Fahrzeuge gedeckt werden kann.

Auch beim Thema Recruiting spielt Mobilität eine Rolle, meint Experte Schramek: „Immer mehr Unternehmen locken potenzielle Arbeitnehmer nicht mehr mit Dienstwagen, sondern werfen ein Mobilitätsbudget in die Wagschale. Da passt Carsharing als Baustein perfekt rein“, findet er. Bei allen finanziellen Vorteilen ist für ihn klar, dass die Kosten mittlerweile nicht mehr allein ausschlaggebend sein sollten, denn: „Wenn wir nicht die Emissionen senken, haben wir nicht viel von unserem gesparten Geld.“

Über das Projekt

Kooperation CO₂ ist Teil des Projekts "Bremer Unternehmen sparen CO₂", gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Investition in Bremens Zukunft sowie aus Mitteln der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Projektträger ist energiekonsens, die gemeinnützige Klimaschutzagentur für Bremen und Bremerhaven. Kooperationspartner sind die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) und die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS).