Kleinwindanlage
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Klimaschutz und mehr Unabhängigkeit bei der Energieversorgung lassen Kleinwindanlagen (KWA) zur Stromerzeugung attraktiv erscheinen. In einer aktuellen Studie im Auftrag der gemeinnützigen Klimaschutzagentur energiekonsens hat das Fraunhofer IFAM untersucht, wie die Bedingungen für die Windräder im Land Bremen tatsächlich sind, und was es zu beachten gilt.

Neben Solaranlagen wächst bei Verbraucher*innen und Unternehmen im Land Bremen das Interesse an Kleinwindanlagen für die fossilfreie Stromerzeugung. Zumal im Norden steife Brisen zuverlässiger erscheinen, als Sonnenschein. Da sollte sich eine solche Anlage nicht nur für das Klima, sondern auch den Geldbeutel schnell rechnen – oder?

Um das zu ermitteln, haben sich die Expert*innen vom Fraunhofer IFAM drei mögliche Standorte für Kleinwindanlagen in Bremen sowie zwei in Bremerhaven genau angeschaut. Für jeden davon haben die Forscher*innen die Kosten und den Ertrag von vier Kleinwindanlagen mit unterschiedlichen Rotordurchmessern und Leistungen berechnet – von 1,9 bis 5,3 Metern sowie von 1,5 bis 7,5 kW. Die Preise dieser Anlagen kommerzieller Hersteller liegen zwischen rund 3.500 und 31.300 Euro.

Hohe Stromgestehungskosten durch Kleinwindanlagen

Entscheidend für den Ertrag der Anlagen ist die Windstärke. Diese haben die Wissenschaftler*innen an den sechs untersuchten Standorten Flughafen, Fesenfeld, Überseestadt und GVZ in Bremen sowie am Bahnhof und am Hafen in Bremerhaven betrachtet: Am häufigsten sind in den Stadtbereichen geringe Windgeschwindigkeiten von um Windstärke 1 (1 bis 5 km/h) bis zu Windstärke 4 (20 bis 28 km/h).

Fraunhofer IFAM Grafik Häufigkeitsverteilung Windgeschwindigkeiten HB BHV
© Fraunhofer IFAM
Die Grafik des Fraunhofer IFAM zeigt die Häufigkeitsverteilung von Windgeschwindigkeiten an sechs Standorten in Bremen und Bremerhaven.

Für die innerstädtischen Standorte ergeben sich daher relativ hohe Stromgestehungskosten, die bei allen untersuchten Anlagen deutlich über dem Strompreis von aktuell rund 30 Cent/kWh aus dem Netz liegen. Selbst die effizienteste KWA lag je nach Standort drei- bis sechsmal darüber. Nur am Hafen in Bremerhaven lässt sich Strom erzeugen, der zumindest nicht doppelt so teuer ist, wie aus dem Netz, preislich aber trotzdem darüber liegt.

Kleinwindanlagen: Was es zu berücksichtigen gilt

Wer dennoch eine KWA installiert, um das Klima zu schonen und sich unabhängiger vom Strommarkt zu machen, sollte ein paar Dinge beachten. Um Turbulenzen weitestgehend zu vermeiden sollte die Anlage so hoch wie zulässig installiert werden, viel Abstand zu Nachbargebäuden halten und in einem Bereich mit ähnlich hoher Bebauung errichtet werden.

Flachdächer sind wegen der einfacheren Installation am ehesten geeignet. Bei konstanter Windrichtung, empfiehlt sich bei einem Flachdach zudem die Aufstellung nah an Gebäudekante in Hauptwindrichtung. Bei wechselhafter Windrichtung sollte die KWA in Mitte des Gebäudedachs installiert werden. Weiterhin sollte ein*e Statiker*in die Eignung des Gebäudes prüfen, Schall- und Blitzschutz sowie Schattenwurf berücksichtigt werden, denn Vibrationen und Geräusche können zu Konflikten mit den Nachbarn führen.

Forschende erwarten keinen Kostenrückgang bei Kleinwindanlagen

Für die Zukunft erwartet das Fraunhofer IFAM keine großen Veränderungen. Die Klimaszenarien gehen zwar von einer leichten Zunahme der Sturmtage und maximalen Windgeschwindigkeiten aus. Leider sind hohe Windgeschwindigkeiten für Kleinwindanlagen problematisch, da sie zu Abschaltungen führen können. Außerdem führt die geringe Nachfrage nach Kleinwindanlagen nicht zu Skaleneffekten in der Produktion und ein umfassender Markthochlauf für KWAs ist nicht zu erwarten.

„Das Thema Kleinwindanlagen wird immer häufiger an uns herangetragen. Die Fraunhofer-Studie zeigt allerdings, dass dieser Strom im Land Bremen deutlich teurer als Strom aus dem Netz oder Solaranlagen ist. Das muss man klar sagen“, so Bernd Langer von der Klimaschutzagentur energiekonsens. „Doch wer interessiert an der Technik ist, selbst etwas tun und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte, sollte sich davon auf keinen Fall abhalten lassen. Denn emissionsarm ist diese Energie natürlich trotzdem.“