Klimaschutzmanager*innen im Land Bremen: Susanne Fleischmann von der Bremischen Evangelischen Kirche
Hinter den Klimaschutzprojekten im Land Bremen stehen verschiedene Menschen, die Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Region stärker in den Fokus rücken wollen. Zu diesen Akteur*innen gehört auch Susanne Fleischmann, Klimaschutzmanagerin der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Die gelernte Geoökologin ist seit 2017 Klimaschutzmanagerin der BEK und sagt über ihren Beruf, dass er „absolut sinnvoll ist und dass man jeden Tag zur Arbeit fährt und weiß, dass man etwas richtig Gutes bewerkstelligen kann.“ In unserem Interview berichtet Susanne Fleischmann, warum ihr der Klimaschutz am Herzen liegt und was sie tagtäglich dafür tut.
Frau Fleischmann, wie genau wird man eigentlich Klimaschutzmanagerin?
Also wenn ich von mir ausgehe, war es eigentlich eher ein Zufall, dass ich im Klimaschutz gelandet bin. Ich wollte zurück in den Umweltschutz und suchte eine Stelle. Dann habe ich die Ausschreibung der Bremischen Ev. Kirche gesehen und dachte: 60 Prozent kann ich, 40 Prozent lerne ich. So bin ich zu der Stelle gekommen. Grundsätzlich würde ich sagen: Wer Interesse am Klimaschutz, eine naturwissenschaftliche Grundausbildung oder sich mit einer Weiterbildung in den Themen Umweltschutz, Klimaschutz und Energiemanagement fit gemacht hat, kann sich derzeit auf unglaublich viele Stellen bewerben. Einfach trauen und loslegen!
Was sind Ihre Aufgaben als Klimaschutzmanagerin der Bremischen Ev. Kirche? Welche Projekte setzen Sie hier um?
Die Bremische Evangelische Kirche hat seit 2015 ein sogenanntes integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept und ich bin dafür da, die Umsetzung des Konzeptes zu begleiten. Ich unterstütze die Gemeinden und zentralen Einrichtungen bei Klimaschutzmaßnahmen, berate zu Klimaschutzthemen, mache auch selber Seminare oder Workshops zu den Themen und organisiere ggf. Fördermittel, damit diese Maßnahmen auch finanziert werden können.
Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrem Beruf?
Am meisten gefällt es mir, dass der Beruf absolut sinnvoll ist und dass man jeden Tag zur Arbeit fährt und weiß, dass man etwas richtig Gutes bewerkstelligen kann. Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, Geoökologie zu studieren, weil ich schon in der Schulzeit unbedingt etwas gegen den Klimawandel unternehmen wollte und nun eine Chance habe, das dann tatsächlich auch anzugehen.
In welchen Bereichen eines Unternehmens oder einer Organisation sehen Sie das meiste Klimaschutzpotenzial?
Wenn ich jetzt auch wieder von uns ausgehe: Bei uns ist es der Gebäudebestand. Das ist einmal die Menge an Gebäuden, bei denen wir gucken müssen, ob man die sinnvoll reduzieren kann. Vielleicht ein Stichwort: Home Office. Vor Home Office hatten wir wirklich Büroraummangel. Mit Home Office erschließen sich da ganz neue Möglichkeiten. Man kann Räume einsparen, indem man vielleicht einfach die Arbeitsstruktur umdenkt. Das andere ist die Modernisierung von Gebäuden. Also ich glaube, im Bereich Energiesparen ist am meisten Klimaschutz machbar, indem man wenig Energie verbraucht, den Bedarf von Wärmeenergie reduziert, auf Ökostrom setzt und öko-fair beschafft. Das sind die Hauptthemen, die auch Unternehmen interessieren müssten. In der Regel bedeutet Energiesparen nicht nur, dass es gut ist für die Umwelt, sondern dass man dadurch auch Geld einspart.
Man braucht als Klimaschutzmanager*in eine ganze Menge Beharrlichkeit, Sturheit beim Umsetzen von Klimaschutzideen, und Geduld
Sie haben eben schon erwähnt, dass es recht viele Stellen gibt für Klimaschutzmanager*innen. Ist es aus Ihrer Sicht notwendig, dass zukünftig jedes Unternehmen so eine Stelle hat?
Ich wünschte mir so etwas wie einen Klimaschutz-Vorbehalt für Entscheidungen in Unternehmen. Dass also bestimmte Entscheidungen darauf geprüft werden, welche klimafreundlichen oder eben auch klimaschädlichen Auswirkungen diese haben könnten und dann nachgebessert wird. Deswegen denke ich, dass alle großen Unternehmen auf jeden Fall eine*n Klimaschutzmanager*in haben sollten. Bei den kleineren Unternehmen weiß ich nicht, ob die das überfordert. Ob man da nicht gemeinsam Netzwerkstrukturen organisieren sollte. Aber man kann zumindest eine*n Mitarbeiter*in beauftragen, dass die sich intensiver damit beschäftigt, und sie auch weitergebildet wird, damit sie das Expertenwissen hat, um sich darum zu kümmern.
Was würden Sie Menschen, vor allem jungen Menschen, die eine Karriere als Klimaschutzmanager*in anstreben, empfehlen?
Man braucht als Klimaschutzmanager*in eine ganze Menge Beharrlichkeit, Sturheit beim Umsetzen von Klimaschutzideen, Geduld und darf sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, wenn etwas nicht gleich klappt. Grundsätzlich ist eine naturwissenschaftliche oder ingenieurwissenschaftliche Ausbildung sicherlich hilfreich. Man braucht manchmal einen relativ langen Atem, aber weil letztendlich alle wissen, dass das wichtig ist, was man machen will, kriegt man es irgendwie am Ende doch hin, dass sich etwas bewegt.
Was möchten Sie in Zukunft mit Ihrer Arbeit hier noch erreichen?
Also ich wünsche mir natürlich, dass wir es schaffen, vorzeitig – abweichend von unserem Klimaschutzkonzept – klimaneutral zu sein. Das heißt also, den Wünschen der Evangelischen Kirche in Deutschland folgend, schon 2035 oder 2040. Wir haben es selber versprochen nach 2050. Und ich möchte gerne intensiv dabei sein, wenn wir unser Klimaschutzgesetz entwickeln – ein landeskirchliches Gesetz, was dann die Grundlagen schafft, dass man die Ideen zum Klimaschutz, die man so entwickelt, auch wirklich in allen Gemeinden umsetzen kann und alle diese Entscheidungen auch mittragen.
Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?
Zu den Projekten fällt mir jetzt noch etwas ein. Wir haben aktuell die Idee, Photovoltaik auf unsere Kita-Dächer zu bekommen. Kita-Dächer deshalb, weil Kitas die Gebäude sind, die in der Regel nicht unter Denkmalschutz stehen, gut geeignete Dächer haben und dort der Strom zu den Zeiten verbraucht wird, zu denen er über Photovoltaik produziert wird. Da sind wir auch im "Wattbewerb" aktiv als Bremische Evangelische Kirche und hoffen, dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren einige Dächer zusätzlich bestücken können. Das ist ein Projekt, was mir am Herzen liegt, weil es eben so viele Vorteile bietet: Es ist für die Allgemeinheit sinnvoll, es spart eine ganze Menge CO₂ und es spart den Gemeinden letztendlich genug Geld, dass sie sich diese Anlagen eigentlich auch gut leisten können.