Klimafreundlich gründen: Emissionen sparen und Startkapital schonen
Klimafreundlich gründen: Emissionen sparen und Startkapital schonen
Nie ist die Gelegenheit besser, ein Unternehmen klimafreundlich auszurichten, als bei der Gründung. Das schont nicht nur langfristig die Bilanz und die Umwelt, sondern direkt das Startkapital. Worauf Gründer*innen dabei achten sollten, erläuterte Referent Cornelis Rasmussen während der Veranstaltung „Klimafreundlich gründen!“ der gemeinnützigen Klimaschutzagentur energiekonsens.
An guten Gründen mangelt es nicht: Immer mehr Menschen und damit potenzielle Kund*innen oder Klient*innen haben ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit, und wer Ressourcen schont, spart auch Kosten. Außerdem legen immer mehr Arbeitnehmer*innen Wert darauf, bei einem verantwortungsbewussten Betrieb tätig zu sein. Für Mehrfachgründer und Unternehmens-Coach Cornelis Rasmussen in Zeiten des Fachkräftemangels ein nicht zu unterschätzender Vorteil im Wettbewerb um die besten Köpfe.
Der beste Grund ist für ihn aber der Schutz des Klimas selbst, auch im eigenen Interesse: „Früher mussten wir in die Arktis schauen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu sehen, jetzt spüren wir sie auch in Deutschland am eigenen Leibe“, verdeutlicht er. „Hitzewellen bedrohen unsere Gesundheit, die Infrastruktur leidet, die Vegetationsperioden verschieben sich, ganze Wälder sind geschwächt und fallen dem Borkenkäfer zum Opfer. Das passiert alles nicht irgendwo und irgendwann, sondern hier und jetzt.“ Doch der Mensch ist nicht ohnmächtig, das Thema Klimaschutz ist in vielen Köpfen, die Bereitschaft zu handeln wächst. Der Dank dafür gebührt vor allem der jüngeren Generation, wie Rasmussen anhand von Studien zeigt.
Gründung zuhause spart Kosten und Emissionen
Doch was können Gründer*innen tun, um ihre CO₂-Emissionen von Beginn an so gering wie möglich zu halten? Los geht es bei der Wahl der Immobilie. Hier kommt auch der soziale Aspekt von Nachhaltigkeit zum Tragen: „Wer in den eigenen vier Wänden gründet, spart nicht nur zusätzliche Mietkosten, sondern verbraucht weniger Flächen, was im städtischen Raum den Platzmangel nicht weiter verstärkt“, so Rasmussen. Doch auch aus ökologischer Sicht ist eine Heim-Gründung sinnvoll, da kein oder wenig zusätzliches Mobiliar und Technik angeschafft werden muss.
„Wer Räumlichkeiten anmietet, sollte die Größe am tatsächlichen Bedarf auswählen, denn kleinere Geschäftsräume verbrauchen weniger Heizenergie und sparen so Kosten. Außerdem sollte man sich schon bei der Besichtigung auf jeden Fall den Gebäudeenergieausweis zeigen lassen. Dazu sind die Anbieter seit 2009 verpflichtet und so lassen sich Energiekosten und Sanierungsmaßnahmen einschätzen“, empfiehlt Rasmussen.
Lage: Emissionen durch gute Erreichbarkeit vermeiden
Die Lage ist eine wichtige Stellschraube, um Emissionen bei der Mobilität zu sparen. Eine gute Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr, dem Fahrrad oder gar zu Fuß bedeutet weniger Autoverkehr und damit weniger CO₂-Emissionen. „Ich besitze selbst kein Auto, nutze meist das Fahrrad oder notfalls Carsharing“, berichtet Rasmussen. „Und wenn ich bei meinen Kunden mit Fahrradtasche erscheine oder erzähle, dass ich Carsharing-Kunde bin, verleiht das meinem Unternehmen und meiner Marke Glaubwürdigkeit.“
Haben Gründer*innen die richtigen Räume gefunden, geht es an die Ausstattung. „Einrichtung und Mobiliar lassen sich gut gebraucht kaufen“, so Rasmussen. „Das gilt auch für Smartphones. Da gibt es mittlerweile eine riesige Auswahl, sodass man kein neues Gerät kaufen muss, dessen Herstellung eine Menge Rohstoffe verschlingt“, so Rasmussen. Grundsätzlich sollte alles an Technik dem Bedarf angepasst werden, energieeffizient und per Steckerleiste komplett abschaltbar sein, denn auch im Stand-by-Modus verbrauchen Elektrogeräte Strom.
Auch bei Strom, Papier und Finanzen auf Nachhaltigkeit achten
Der sollte unbedingt aus erneuerbaren Energien stammen, meint der Experte. „Ein Stromanbieter lässt sich schnell wechseln. Wichtig ist es, auf entsprechende Label zu achten, zum Beispiel ok-power oder das Grüner Strom Label. Denn nur so ist garantiert, dass der Strom nicht bloß grüngewaschen wurde. Auch das Druckerpapier sollte gewissenhaft ausgewählt werden, schließlich verbraucht die Herstellung von nur einem Blatt, ungefähr ein Glas Wasser. „Der Blaue Engel ist dafür das beste Siegel, da seid ihr auf der super sicheren Seite.“
„Wenn ihr dann mit eurem Business Geld verdient – und das werdet ihr – ist die Frage: Wohin damit?“, so Rasmussen. „Diese Entscheidung gilt es mit Bedacht zu treffen, wenn man nicht möchte, dass das Geld in fossile Rohstoffe, ausbeuterische Unternehmen oder Rüstung investiert wird. Das gilt auch für Versicherungen, die das Kapital anlegen. Aber zum Glück gibt es immer mehr nachhaltige Banken und Anlagemöglichkeiten.“
Letzter Schritt Kompensation: Der Bremer Klimafonds
Auch für unvermeidbare Emissionen hat Rasmussen eine Empfehlung: „Der Bremer Klimafonds verbindet Klimaschutz und soziales Engagement. Unternehmen können darüber ihre Emissionen kompensieren, und das Geld kommt sozialen und kulturellen Einrichtungen zugute, die damit wiederum ihren CO₂-Fußabdruck verringern.“ Allerdings sei Kompensation der letzte Schritt; wichtiger ist es, Treibhausgase zu vermeiden und zu verringern.
Wer beginnt, sich mit dem Thema Klimaschutz im eigenen Unternehmen auseinanderzusetzen, wird auch im Arbeitsalltag schnell weitere Möglichkeiten finden, Energie und Ressourcen zu schonen: „Ich werde jetzt auf jeden Fall anders auf mein Unternehmen schauen“, so eine Teilnehmerin.
Weitere Informationen:
Leitfaden: Effizient von Anfang an
Link zum Klimafonds
Individuelle Beratung: energievisite:kleinstbetriebe