Bremer Unternehmen fordern klare Leitplanken für Klimaschutz
energiekonsens diskutiert über Klimaschutzziele
Die Klimaschutzziele für das Jahr 2020 werden nicht erreicht, die Ziele für 2030 und 2050 zu erreichen, wird anspruchsvoll. Doch was muss passieren, damit in Unternehmen mehr Umsetzungen in diesem Bereich stattfinden? Dieser Frage und vielen mehr ging die Bremer Klimaschutzagentur energiekonsens im Rahmen eines Unternehmensforums nach, zu dem rund 50 Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und bremischen Institutionen zusammengekommen waren.
„Wir wissen, dass Unternehmen ein wichtiger Ansatzpunkt sind, um die ambitionierten Klimaschutzziele in Bremen zu erreichen“, verdeutlichte energiekonsens-Geschäftsführer Martin Grocholl gleich zu Anfang der Veranstaltung.
„Die Verantwortung der Unternehmen war nie größer als jetzt“, sagte auch Umweltstaatsrat Ronny Meyer und verwies auf einige Praxisbeispiele, in denen Konzerne bereits als Vorreiter in Sachen Umwelt- und Klimaschutz gelten: So verzichte Discounter Aldi beispielsweise inzwischen auf Lebensmittel mit bienengefährdenden Pestiziden. „Viele Unternehmen sind sehr viel schneller als die Politik“, resümierte Meyer und appellierte an die Betriebe, das Thema auf die Agenda zu nehmen. Fachlichen Input bekamen die Teilnehmer des Forums von Professor Holger Rogall, der als einer der führenden deutschen Nachhaltigkeitsökonomen gilt. „Die Klimaerwärmung ist die allergrößte Herausforderung des Jahrhunderts“, machte Rogall auf der Veranstaltung deutlich. „Doch die Mehrzahl der Unternehmen betreibt keine nachhaltige Energiewirtschaft“, stellte der Ökonom in seinem Vortrag fest. Er plädierte für klare Signale und Vorgaben seitens der Politik, wie zum Beispiel eine kostendeckende Vergütung für Strom aus erneuerbaren Energien, wie es bereits im Jahr 2000 im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) der Fall war.
Um sinnvolle Anreize für Unternehmen ging es auch bei der anschließenden Podiumsdiskussion. Die Betriebe befinden sich häufig in einer Zwickmühle – einerseits müssen sie wirtschaften, andererseits ist der Wille für mehr Klimaschutz vielerorts vorhanden. „Wenn es sinnhaft ist, finden sich immer Menschen, die das machen“, war sich Franca Reitzenstein, Regionalvorsitzende Die Familienunternehmer e.V., Bremen, sicher. So wie Björn Becker, der gemeinsam mit seiner Schwester die Firma des Vaters zu einem nachhaltigen Abfall-Unternehmen gemacht hat und Anfang 2000 als einer der ersten in Bremen ein Bürogebäude im Passivhausstandard errichten ließ. „Es müssen Anreize für die Unternehmen geschaffen werden“, sagte Becker. Auch Knud Vormschlag, zuständig für das Energiemanagement beim Bremerhavener Lebensmittelhersteller Deutsche See, wünschte sich von der Politik einfache Mechanismen, die Unternehmen motivieren, selbst aktiv in Sachen Klimaschutz zu werden. „Der wirtschaftliche Faktor spielt immer eine Rolle bei Energieeffizienzmaßnahmen“, machte der Unternehmer deutlich. In diesem Zusammenhang forderten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion vom Gesetzgeber mehr Planungssicherheit bei ihren Investitionen. „Die Rahmenbedingungen müssen stimmen“, resümierte Vormschlag. Die Diskussion, an der sich auch die Veranstaltungsgäste lebhaft beteiligten, wurde beim anschließenden Get-Together weitergeführt.