Andree Meinken (Geschäftsführer becker putztextilien)
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Andree Meinken (Geschäftsführer becker putztextilien) sieht Unternehmen beim Klimaschutz in der Verantwortung.

Nach fast 25 Jahren hat die gemeinnützige Klimaschutzagentur energiekonsens das erste Passivbürohaus Bremens umfassend analysiert. Bei seiner Errichtung im Jahr 2001 galt das Gebäude der becker Holding als energieeffizienter Vorreiter, doch die Untersuchung zeigt: Auch ein Vorzeigegebäude hat Potenzial zur Optimierung, und nun stehen Modernisierungs-Maßnahmen an, die Emissionen senken und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden steigern sollen.

Auf dem weitläufigen Areal in Woltmershausen stapeln sich Ballen aus Altpapier und Würfel aus gepresstem Kunststoff neben einer Düne aus Kaffeesatz. In den Hallen stehen Hunderte Fässer mit Miet-Putzlappen – bereit für Einsätze vom Polieren bis zum Aufnehmen von Öl. Der Inhalt von Styroporsäcken, so groß wie Kühlschränke, wird zu kompakten, ziegelsteinharten Blöcken gepresst. Bei der becker Holding dreht sich alles um Recycling und Sekundärrohstoffe.

Passivbürohaus-Pionier in Bremen

„Wir leben Nachhaltigkeit“, meint Andree Meinken, Geschäftsführer der Becker Putztextilien GmbH. Das Unternehmen teilt sich das vierstöckige Gebäude mit der Becker + Brügesch Entsorgungs GmbH, die im Entsorgungsgeschäft tätig ist. „Mittlerweile ist ja so ein Hype um den Begriff entstanden, aber hier gehört Nachhaltigkeit tatsächlich schon immer zum Geschäftsmodell.“ Das zeige sich auch jenseits von Recycling und Mietputztüchern: Das Passivbürogebäude war 2001 das erste seiner Art in Bremen und das dritte in ganz Deutschland. Die Fenster sind vierfach verglast, die Wände stark gedämmt und geheizt wird über ein Lüftungssystem.

Passivbürohaus becker und brügesch
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Das Passivbürohaus der becker Holding gilt als Pionierprojekt.

Anpassungen nach einem Vierteljahrhundert

Nach etwa 25 Jahren war es an der Zeit, das Gebäude erneut unter die Lupe nehmen zu lassen. „Innerhalb eines Vierteljahrhunderts verändern sich das Nutzungsverhalten und damit die Anforderungen an eine solche Immobilie – vor allem an die Heizung“, berichtet Meinken. In einem Passivhaus tragen Menschen und technische Geräte einen erheblichen Teil zur Wärmeversorgung bei. Zudem wird die verbrauchte, warme Abluft nach außen geleitet, wobei ein Wärmetauscher die von außen angesaugte Frischluft vorwärmt, bevor sie in die Räume strömt. Reicht das nicht aus, wird die Luft zusätzlich beheizt. „Früher haben die Computer-Monitore deutlich mehr Hitze abgestrahlt, und durch das Homeoffice sind heute weniger menschliche Wärmequellen vor Ort als angenommen.“ Dringender Handlungsbedarf entstand schließlich, als die Gas-Brennwerttherme endgültig den Geist aufgab.

Nicht nur ersetzen, sondern verbessern

„Wir haben uns an energiekonsens gewendet und eine Energieanalyse in Anspruch genommen, nicht um zu erfahren, wie wir das alte System eins zu eins ersetzen, sondern, wie wir das Gute noch besser machen“, so Meinken. Projektmanagerin Astrid Stehmeier von energiekonsens hat die Analyse begleitet: „Die becker Holding zeigt, das Unternehmen auch langfristig Verantwortung für den Klimaschutz übernehmen wollen“, betont Stehmeier. „Die Untersuchung hat ergeben, dass auch ein energieeffizientes Gebäude wie ein Passivbürohaus nach Jahren wieder Chancen bietet, um beim Energieverbrauch nachzubessern. Nachhaltige Maßnahmen lassen sich dabei gut auf das Vorhandene aufsetzen.“

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Investition in die Zufriedenheit der Mitarbeitenden

So hat die Energieanalyse gezeigt, wie künftig eine Wärmepumpe das existierende Lüftungssystem speisen kann. Durch den Bezug von Ökostrom ist das nicht nur klimafreundlicher – die Technik bietet mit Blick auf die zunehmenden Hitzetage noch einen weiteren Vorteil: Sie eignet sich begrenzt auch zum Kühlen. „Im Sommer ist es schon ein großer Unterschied, ob man in einem Büro mit 23 oder 26 Grad sitzt. Das ist auch ein Faktor für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.“

Neben dem internen Nutzen sieht Meinken auch eine gesellschaftliche Verantwortung: Unternehmen hätten eine Vorbildfunktion. Deshalb gibt es auf dem Gelände inzwischen zehn Ladeboxen für Elektroautos, die Beleuchtung wurde auf LED umgestellt, und die Gas-Brennwerttherme wird durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzt, so dass zukünftig auch bei der Heizung auf fossile Energieträger verzichtet werden kann. Wie schnell sich die Maßnahmen amortisieren, sei laut Meinken dabei nicht entscheidend: „Wir tragen eine unternehmerische Verantwortung – sozial und ökologisch.“

100% geförderte Energieanalysen für Bremer Unternehmen

Das Projekt „Mehr Energieeffizienz für Bremer Unternehmen“ unterstützt Bremer und Bremerhavener Unternehmen dabei, Energie und CO₂ einzusparen und somit den Klimaschutz im Land Bremen voranzutreiben. Das Projekt wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft. So können professionelle Energieanalysen von der Klimaschutzagentur energiekonsens zu 100% gefördert werden und sind für teilnehmende Betriebe komplett kostenfrei. Sichern Sie sich Ihren Beratungstermin!

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