Das mittlerweile 6. Netzwerktreffen Energieeffizienztisch Zero fand am 11.11. am Flughafen Bremen statt.
Thema: Kosten, Klimaziele, Kontinuität – die Wärmeversorgung ist für Unternehmen ein auf vielen Ebenen entscheidendes Thema. Was die kürzlich veröffentlichte kommunale Wärmeplanung für Betriebe bedeutet, erfuhren die Teilnehmenden des Energieeffizienztisches Zero während des sechsten Netzwerktreffens am Flughafen Bremen.
Ein zentrales Element der künftigen Wärmeversorgung ist der Ausbau von Fern- und Nahwärmenetzen: Bis 2038 lassen sich wirtschaftlich rund 1.958 GWh pro Jahr erschließen – und damit gut ein Drittel Prozent des künftigen Bremer Wärmebedarfs, berichtete Michael Richts, von der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft. Dafür müssen 293 neue Trassenkilometer gebaut und rund 900 Millionen Euro investiert werden.
Für Versorgung dieser Netze verfügt Bremen über ein breites Spektrum an Wärmequellen: Fluss- und Abwasserwärmepumpen, große Luftwärmepumpen, die Nutzung unvermeidbarer Abwärme aus der Müllverbrennung sowie Erdsondenfelder und möglicherweise auch Wasserstoff in zentralen Erzeugungsanlagen. Die Analyse zeige, dass der Wärmebedarf der Stadt damit langfristig vollständig gedeckt werden könnte. Auch Abwärme aus betrieblichen Prozessen könne künftig eine Rolle spielen.
Weniger Abhängigkeit, mehr Sicherheit
Dafür liefern die verpflichtenden Abwärmemeldungen großer Unternehmen einen wertvollen Beitrag. Inwieweit die Potenziale von den Firmen selbst genutzt werden oder für die Einspeisung in Netze geeignet sind, ist jedoch ebenso offen wie die Frage, ob und wie sich Abwärmepotenziale durch die fortschreitende Umstellung auf elektrische Prozesse verändern.
Was der Abschied von fossilen Energieträgern aus wirtschaftlicher Perspektive bedeutet, ist für Bernd Langer, Leiter des Teams Unternehmen bei energiekonsens, klar: „Wer die Wärmeversorgung langfristig von Öl und Gas auf erneuerbare Energien umstellt, macht sich unabhängiger von steigenden Preisen für fossile Energieträger und erhöht die Planungssicherheit.“ Er empfiehlt, die betrieblichen Abläufe unter die Lupe zu nehmen, sich von veralteten Technologien zu trennen und im besten Fall selbst Energie zu erzeugen, etwa durch eine Photovoltaikanlage. Bei ihren Vorhaben können die Teilnehmenden des Energieeffizienztischs vom Know-How und dem Erfahrungswissen der anderen profitieren.
Wärmeversorgung gemeinsam gestalten
Denn das Netzwerk vereint zwölf Unternehmen, die mit gegenseitiger Unterstützung ein Energieeinsparziel verfolgen. „Der vertrauensvolle Austausch und die Kooperation ist eine großartige Ergänzung zu der individuellen Energieberatung, die auch Teil des Formats ist“, erläutert Langer.
Auch in der Wärmeversorgung ergeben sich durch Zusammenarbeit neue Chancen. So könnten Flughafen und die angrenzende Airport-Stadt prüfen, ob sie ein lokales Wärmenetz aufbauen oder sich gemeinsam für den Anschluss an Fernwärme einsetzen. Beide Seiten würden so von einer zuverlässigen, klimafreundlichen Versorgung profitieren. „Wenn sich große Standorte oder Unternehmen zusammentun, entsteht etwas, das jeder für sich nicht erreichen könnte“, sagt auch Jörg Rußelmann, Stabsstellenleiter Energie am Flughafen Bremen. Gemeinsame Infrastruktur kann ein Schlüssel zu klimaneutraler Wärme sein.
Elektrifizierung des Flughafens
Der Flughafen verfolgt das Ziel, die Treibhausgasemissionen aus Scope 1 und 2, also die direkten und indirekten energiebedingten Emissionen, bis 2030 um 80 Prozent zu senken. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, investiert das Unternehmen in ein umfangreiches Maßnahmenpaket – von der Elektrifizierung des Fuhrparks, inklusive Flugzeugschlepper, über elektrischen Bodenstrom zur Versorgung der Flugzeuge bis hin zur LED-Umstellung im Terminal und dem Bezug von Ökostrom. Auch der Ausbau der Eigenstromerzeugung ist geplant.
„Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist eine große Herausforderung, der wir uns aber gerne stellen, weil wir an ihre Wirtschaftlichkeit glauben und einen Beitrag zu einer klimafreundlicheren Luftfahrt leisten möchten“, so Jörg Rußelmann. Noch schwieriger zu beeinflussen sind die vor- und nachgelagerten Emissionen aus Scope 3. Darunter fallen etwa die Starts und Landungen der Flugzeuge und die An- und Abreise der Fluggäste. Doch auch hier suche der Flughafen bereits nach Lösungen und Ansatzpunkten.
„Der Weg zur Klimaneutralität ist komplex“, so Bernd Langer. „Aber wenn Unternehmen voneinander lernen und gemeinsam Dinge umsetzen, wird aus Einzelmaßnahmen ein echter Systemwandel.“